photo Tourist_zps35d439c3.jpg
#1

Bye Bye Blackbird

in Fanfiktion 11.11.2012 15:55
von Linda Marie | 842 Beiträge | 4412 Punkte

Hallo ihr Lieben,ich bin nun fertig mit meiner ersten Fanfiktion und hoffe das sie was geworden ist,da ich bisher ja nur "normale" Geschichten geschrieben habe,also nicht im "Fanfiktion-Stil",ich hab das Gefühl es is ne Art Krimi geworden :D Ihr hättet mich sehen müssen,ich hab ne Nachtschicht eingelegt :D in HelloKitty-Joggingshose und xxl-Shirt,meine Haare haben ausgesehn wie ein aufgeschlitztes Sofakissen,mir hat nur Brille,Bart und der zerstörte Bademantel gefehlt,dann wär ich ganz im Mort Rainey-Style gewesen :D bis kurz vor 06.00Uhr bin ich mit Block und Kulli auf der Couch rumgeturnt :D
So,ich poste jetzt mal Abschnittchen,für Abschnittchen :D



(Quelle:Tumblr)
nach oben springen

#2

RE: Bye Bye Blackbird

in Fanfiktion 11.11.2012 16:03
von Linda Marie | 842 Beiträge | 4412 Punkte

Mit einem heftigen Ruck schrecke ich hoch. Es ist dunkel,rabenschwarz,meine vertränten Augen weit aufgerissen,mein Herz schlägt wie ein Uhrwerk-ein Gefühl als wolle es jeden Moment meinen Brustkorb sprengen,ich taste meine nassen Wangen,meine Hand sucht gewohnt nach dem Nachttischlämpchen-Schalter. Ich knipse es an und richte mich auf,mit leerem starrem Blick schaue ich zur Wand. Gefühlte 10 Minuten verstreichen,bis ich wieder langsam zu mir finde,bis sich meine Gedanken gesammelt und neu geordnet haben. Mein Körper braucht diese Zeit,ich nenne sie "Regenerations-Zeit"! Ich wär nicht fähig in dieser Phase Arbeiten zu verrichten,oder Fragen zu beantworten. Ich lasse für gewöhnlich alles Erlebte noch einmal wie einen Trailer in meinem "Kopfkino" revue passieren,mit dem an mich selbst mahnenden und appelierenden Abspann: ,,Es war nur ein Traum"!....,zumindest ein Teil,der Rest wird halbiert,eine Hälfte wird schön geredet und mit einem aufgesetzten Selbstbewusstsein weggelächelt,soweit dies möglich ist denn ich hege den Gedanken man würde eher einem spitzbübigen Knaben,der beteuert nie wieder wagen zu wollen den Leuten Streiche zu spielen,Glauben schenken,als mir abzunehmen ich sei nicht zerrissen und die andere einfach verdrängt und mit aller emotionaler Gewalt versucht zu vergessen! Ich bin routiniert geistige Schwerstarbeit zu leisten,mit dem ständigen über über mir her schwebenden Zweifel: "Wie lange wird das noch gut gehen,wann werden auch die letzten deiner Nahestehenden bemerken was für ein innerlich gebrochenes Frack ich bin....oder wissen sie es schon"? Ich bin immer noch etwas gelähmt vom Geschehen und schleiche leise ins Badezimmer! ,,Morgen musst du ein starkes Mädchen sein,Billie"! Mit einer Hand voll kaltem Wasser und ernster Miene blinzle ich in den alten Kristallspiegel und wiederhole die zuletzt gedachten Worte flüsternd,fest stütze ich meine Arme auf das Waschbecken. Eine Weile betrachte ich mich noch im Spiegel,mein Kiefer zittert,während mir: ,,Das nimmt dir doch keiner ab"!....,durch den Kopf schießt. Ich mustere mich noch einen Moment und merke dabei wie meine Pupillen immer schneller hin-und her wandern,sie beginnen zu rasen,ich verspüre einen stechenden Schmerz in der Schläfengegend,taumelte benommen zwei Schritte zurück,vernahm meinen eigenen Aufschrei. ,,Ganz ruhig,ganz ruhig,sonst wirst du noch verrückt....und das darfst du nicht"!....,redete ich mir kritisch ein,nahm das Handtuch,trocknete mir dann mein Gesicht und geisterte über den kalten Steinboden im Flur zurück ins Schlafzimmer. Wieder im Bett liegend streichelte ich mir sanft eine Weile über den kugelrunden Bauch und schlief schließlich Gedankenversunken,mit einer kleinen Träne im rechten Auge,die schwerfällig hinunter kullerte und auf meiner warmen Wange eine nasse kleine Spur hnterließ ein.


Der Morgen brach an und meine innere Unruhe ließ mich nicht mehr ruhig im Bett liegen. Etwas gerädert stieg ich auf,mein erster Gang-das Badezimmer,dann zog ich mich an und wartete auf meine "Schwägerin" Judy-Leclaire. Sie versprach mir auch heute an meiner Seite zu sein,Halt zu geben,in den wohl zweit schwierigsten Stunden,die ich nach dem Tod meines geliebten John´s wenn ich in wenigen Augenblicken unseren einst gemeinsamen Traum begraben muss,durchlebe. Judy hat so viel für mich getan seit ihr Bruder erschossen wurde,sie hielt immer zu mir,selbst als alle gegen mich waren,ihr verdanke ich auch einen gehörigen Teil der 2000 Dollar Kaution,die mir zwei Jahre Haft ersparten,was ich ihr mehr als nur hoch anrechne! Ich schaue nervös zur Uhr,meine Gedanken spielen verrückt und in meinem Magen breitet sich ein flaues Gefühl aus. Ich greife mir aus der bunt bemalten Mosaik-Schale einen kleinen grünen Apfel zum Frühstück. Genüsslich beiße ich in den knackigen Apfel,als mein Blick auf das kleine Büchlein neben mir auf der Küchenanrichte fällt. Ich strecke meine Hand danach aus um es zu greifen. ,,Ach ja...." ,seufzte ich verträumt melancholisch. Ich schlage es auf und blättere zur dritten Seite vor,meine Augen füllen sich schnell mit Tränen,obwohl ich noch nicht mal das erste Wort gelesen habe,allein der Gedanken wegen. ich wusste genau was darin geschrieben steht....geschrieben mit seiner Schrift....seiner wunderschönen Schrift. Ich lege den Apfel zur Seite,nehme das Büchlein in beide Hände,schließe die Augen ,drücke es fest an mein Herz und flüstere folgende Zeilen: ,,Zwei Täubchen die sich küssen und nicht´s von Falschheit wissen,so wunderschön und Rein soll unsre Liebe sein"! ,,Nur für diese eine Frau,in der ich mich beim ersten Blick verloren habe,auch wenn ich kämpfen musste,aber das musste ich um alles andere auch,nun kämpfe ich für uns,liebste "Blackbird"! ,,In Liebe,Johnny"! Langsam öffnete ich die Augen und legte das Büchlein vor mich auf den Tisch,sentimental aber mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen betrachtete ich noch einmal Wort für Wort und strich sachte über die zwei kleinen Täubchen,die er tatsächlich unter sein Gedicht gezeichnet hatte. ,,Wunderschön"....,wisperte ich und legte meinen Kopf auf die linke Schulter. Ein lautes Hämmern holte mich unsanft aus meinen Gedanken....- Judy! ,,Einen Moment,ich komme"!....,rief ich ihr durch die geschlossene Tür zu,schnappte meine kleine schwarze Umhängetasche,die über der Stuhllehne hing,zog meinen Mantel über,griff meinen angebissenen Apfel und eilte zur Tür hinaus,wo ich Judy auch schon direkt in die Arme lief. ,,Heeeyy meine Hübsche,langsam nicht das du mir noch hinfällst,sowas können wir nun garnicht gebrauchen"!....,lächelte sie mich an und berührte behutsam meinen Bauch. ,,Ich,ja du weisst doch,die Zeit drängt und...." , weiter kam ich nicht ,,Und du es schnell hinter dich bringen möchtest,ich weiss,ich weiss ich doch auch Billie,aber du sollst trotzdem mehr auf dich achten,egal was kommt,es wird schwierig genug,da solltest du wenigstens vorsichtig sein,schließlich hast du nicht nur für dich Verantwortung zu tragen"!....,unterbrach sie mich,streichelte mir fürsorglich über den Arm und schaute mir mit einer Ernsthaftigkeit in die Augen,die ich bei ihr bisher nur ein einzigstes mal sah. Damals im Staatsgefängnis von Lima Ohio,als sie meine Hand nahm und mir fest versprach mich da raus zu holen. Ich kannte sie zu dieser Zeit noch nicht lange,aber ich vertraute ihr! Vielleicht weil sie genau die gleichen Schokoladenbraunen Augen hat,wie ihr älterer Bruder,den ich überalles in der Welt liebte und ihm nach kurzer Zeit all mein Vertrauen schenkte. Ich vertraute diesem Funkeln in seinen Augen plötzlich blind und wurde nie enttäuscht....,so war es mit Judy,so ist es bis heute und für immer! Judy lebte schon immer nach dem Motto: ,,Wen mein Bruder liebt,den liebe ich auch,wer meinem Bruder Vertrauen schenkt und echte Freundschaft entgegen bringt,dem trete ich ebenfalls so gegenüber er wird immer auf mich zählen können,doch wer meinen Bruder ausnutzt,ein falsches Spiel spielt,gar verrät und hinter´s Licht führen möchte,der wird hart dafür bezahlen"! Den letzten Satz,ihrer Sicht auf diese Dinge,nahm ich bisher eher halbherzig,aber ich wurde doch noch eines Besseren belehrt,eine Dillinger macht eben keine halben Sachen,dass sollte die Mini Gun in Judy´s weisser Umhängetasche beweißen,von der ich aber erst viel später erfuhr....


,,Wir sind da,du musst jetzt stark sein Billie,hörst du"!?....,redete Judy mir bestimmend ein und legte ihre rechte Hand auf meinen linken Oberschenkel. Ich schaute sie nicht an,spürte aber diesen wiederkehrenden ernsten Blick,der mich im Augenwinkel förmlich zu durchbohren schien. Es war nicht leicht für mich,ich stand auf dem Parkplatz vor dem Haus,indem John und ich unsere gemeinsame Zukunft beginnen wollten,ein Leben zusammen führen wollten,für das wir gekämpft haben,Ängste durch standen,also ich..(!)..,Johnny dieser liebevolle Träumer,nie so sehr wie ich! Wir waren doch bereit und entschlossen die Wege unseres Lebens gemeinsam zu gehen! Ich würde lügen,wenn ich behaupten würde ich,er,wir wären keine Kompromisse eingegangen,aber es waren Kompromisse die leicht fielen,weil das Gewicht der großen Liebe schwerer war! Und jetzt ist dieser Traum ausgeträumt,so makaber es klingen mag,aber was ist denn übrieg geblieben davon? Mein zukünftiger Ehemann wurde kaltblütig erschossen,Judy musste mich frei kaufen,meinen Job als Garderobiere bin ich,seit Johnny dort randalierte,weil ihn ein Gast genervt hatte,sowieso los,steh nun hochschwanger vor unserem Familiendomizil,dass ich nicht abzahlen kann,weil ich als "Komplizin" des Staatsfeindes Nr.1 gelte und mir ausser Senior Powdey vom Nachbarstädtchen,der mich in seiner Bar als Kellnerin eingestellt hat um mir auf ehrliche Art und Weiße wenigstens ein bisschen Geld zu verdienen sodass ich das kleine,schäbige Rattenloch indem ich hause finanzieren kann,niemand eine Chance gibt! Ist es denn nicht schon schwer genug,meinen Kindern irgendwann erklären zu müssen wer ihr Vater ist,was er getan hat und wieso er nicht mehr hier ist? Ich ziehe die "Selbstmitleidsreissleine",drehe mich zu ihr,zwinkerte und entgegnete ihr kess: ,,Keine Sorge Judy,dass werd ich auch noch schaffen,bin ja nicht aus Zucker"! Sie schaute mich ca. 5 Sekunden an,bis sie anfing zu lächeln,den Schlüssel abzog und ausstieg. Auch ich stieg aus. Es ist der 01.April 1935,doch es ist nasskalt wie November´34,wir haben etwa 10C° und 9,4% Luftfeuchte,was man am Dunst des Nebels der sich in den Gebirgsspitzen absetzte,erkennen konnte. Wir stehen mitten im Wald,da John in Ruhe leben wollte,ausserhalb der Stadt,wo kein Trubel herrscht,er wollte doch aufhören mit allem! Mit den Überfällen,den Geschäften,den Kontakten zu diesen zwielichtigen Typen. Das Fürchten und Verstecken sollte doch nun ein Ende haben,auch wenn keiner ausser Judy und ich daran geglaubt hatte,dass auch ein Angst und Schrecken verbreitender Bankräuber mit mehrmaligen Gefängnisaufenthalten,ein wundervoller und liebenswürdiger Ehemann und Vater sein könnte. Er wollte uns,sich und seiner Familie doch ein sicher behütetes Umfeld gewährleisten. Feuchter Kiessand blieb an den Sohlen kleben und machten Kratzgeräusche auf der Steintreppe des alten Gemäuers. ,,Mrs.Frechette,Mrs. Dillinger schön Sie hier begrüßen zu dürfen....hahaha auch wenn dies wohl Ihr letzter Besuch in diesem wunderschönen,fast schon antiken Versteck....oh pardon,Haus ist,finde ich es doch immer wieder erfrischend und gar amüsant bekannte Gesichter wieder zu sehen"!....,verspottete der Hauseigentümer,dem ich in wenigen Sekunden schon,die Kündigung unterschreiben musste,uns schon an der Verandatür. Ich schielte zu Judy rüber,die schräg gegenüber stand,unsere Blicke trafen sich. Ich bemerkte ihre unterdrückte Aggression und wie sie mit sich rung,gelassen zu bleiben. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und versteckte sie in ihrem Pelzmantel. ,,Ja,die Freude ist ganz unsererseits Sie wieder zu sehen Mr.Mancini"!....,raunzte Judy ihm für uns beide sprechend entgegen. ,,Nun ja,wir kommen dann wohl am besten gleich zur Sache meine Damen,nicht wahr"?....,seuselte er,drehte sich Richtung Wohnzimmer und gab uns zu verstehen ihm zu folgen. Judy ließ mir den Vortritt und so stöckelte ich über die Schwelle und stand nun vor der Sitzgruppe an der großen Fensterfront. ,,Nehmen Sie Platz meine Damen,ich hole nur noch schnell drei Tassen Kaffee die ich aufgesetzt habe-ganz frisch aufgebrüht und schon kann´s los gehen,also machen Sie es sich noch einmal hier bequem,ich bin gleich für Sie da"! Mit diesen Worten verschwand er auch schon aus der Tür. Mr.Mancini war zur Hälfte italienscher Abstammung,was man an seinem Akzent sofort heraus hörte. Nicht´s desto trotz war er ein kleiner,hässlicher,ekelhaft schmieriger Kerl,einer von der ganz üblen Sorte! Er war,auch wenn ich keine Absätze trug einen Kopf kleiner als ich,wofür er natürlich nicht´s konnte,was ihn aber auch nicht unbedingt attraktiver machte. Sein Charakter war falsch,dass sagte auch Johnny damals,dabei höre ich seine Worte in meinem Ohr,als wäre es gerade ausgesprochen: ,,Die kleine Ratte hat ihr Geld wohl bitter nötig,sonst würde so einer wie er niemals Geschäfte mit so einem wie mir machen"!....lachte er,kam mit schnellen Schritten auf mich zu,hob mich mit seinen starken Armen,in die Luft,wirbelte mich im Kreis herum und ergänzte: ,,Aber weisst du was? Es ist mir egal,ich will nur diesen abgelegenen Tempel weil er uns schützt,jetzt wo ich alles im Sand verlaufen lasse und weil er dir so gefällt,Baby....,mehr zählt sowieso nicht"! Mein Gott waren wir Naiv....nicht´s wäre im Sand verlaufen,wenn wir ehrlich zu uns selbst gewesen wären! Ich gluckste immer wieder ,,Lass mich herunter,Johnny bitte....ahhh Liebling bitte..." vor Aufregung und Freude....,unverschämt glücklich war ich da....so glücklich....! Blitzschnell wurde ich aus den Gedanken gerissen und hörte nur noch mit einem Ohr Judy irgendwas knurren wie: ,,Ein gepflegter Schuss in deine Birne wäre auch sehr bequem"!....,ich gehe davon aus in Anspielung auf "die Damen sollen es sich derweil bequem machen"....und musste kurz grinsen.Als Mr.Mancini mit den angekündigten 3 Tassen frisch gebrühten Kaffee,die auf einem Beige farbenen Tablett serviert wurden zurück in die Stube kam. ,,Sooo,bittesehr die Damen"....,schallte es durch die kahle Wohnstube,als er uns die Tassen reichte. Leise bedankte ich mich,Judy nickte nur. Ich nippte vorsichtig an dem Heißgetränk und beobachtete ihn dabei,wie er die Feder auf das Kündigungsschreiben legt und es mir samt dem Töpfchen Tinte,über den dunklen Teakholz-Couchtisch schob,dann zu mir aufsieht und mich mit diesem erwartungsvollen aber hämischen Blitzen in seinen Augen anstarrt....,ja er starrt förmlich! Ich fühle seltsamerweiße so ein friedliebendes,warmes Gefühl das mich von innen heraus ganz gelassen wirken lässt. Ich bin ja selbst erstaunt darüber,da ich bis vor ein paar Minuten noch so aufgewühlt war. ich setze meine Tasse ab,zurück auf den Unterteller,der Löffel klimmpert....Stille....Judy im rechten Augenwinkel....,ich hab alles unter Kontrolle! Mein Blick geradeaus,langsam scheint Mr.Mancini ungeduldig zu werden,innerlich zumindest. Ich spüre das,ich sehe es sogar,er zupft sein Ocker farbenes Jackett zurecht und sein kleiner,glänzender "Pizzabäcker-Bart" zuckt leicht,wenn man nur genau hin sieht! Mein Blick wandert nach unten,ich senke meinen Kopf,greife nach meiner Umhängetasche,weil ich den Drang verspüre,etwas in der Hand haben zu müssen und rücke ein Stück nach vorn,warte kurz und blicke hoch. ,,Zucker..,..Milch..,..Madame entschuldigen Sie,wie unaufmerksam von mir,ich hole es und Sie können ja nun in Ruhe"....,er fuchtelte mit wilden Handbewegungen,während er aufsprang. ,,Ähm..,..ja..,..ja ach nicht sehr schlimm,nur keine Eile Mr.Mancini..,ich danke Ihnen!"....,beteuerte ich mit zusammen gekniffenen Augen. ,,Ich dachte wir wollten das hier schnell über die Bühne bringen,dass wir hier endlich verschwinden können,was ist los mit dir Billie"?....,fragte mich Judy leicht erregt und runzelte die Stirn. Meine Augen immernoch auf den leeren Platz von Mr.Mancini gerichtet,aber nicht unkonzentriert winkte ich ihr rasch ab ,,Ja,ja ist ja schon gut,ich mach das schon,mach dir mal keine Sorgen"!....,beschwichtigte ich,neigte meinen Kopf Richtung Fensterfront und guckte verträumt hinaus,in die triste Einfahrt. ,,Hör mal,ich mach mir aber Sorgen und du tust dir damit auch keinen Gefallen,wenn du es unnötig hinauszögerst,die ganze Situation ist doch schon beschissen genug,mit diesem Spinner hier allein in der Pampa und das einzigst zivilisierte sind wir"! ,,Ja,jetzt lass mich doch einmal kurz....,ach...." tat ich genervt ab und bewegte ausser meiner rechten Hand und das nun nervöse Tippeln mit meinen Beinen,keinen Körperteil. ,,Also doch aus Zucker"?....,alberte Judy nun schnell wieder und strich mir sanft eines meiner brünetten Löckchen hinter´s Ohr. Ich musste schmunzeln,sagte aber nichts. Ich war mir sicher,Judy merkte das ich langsam wieder traurig wurde,ich zog mich zurück,wurde Wortkarg und war in mich gekehrter. ,,Meine Damen,es war wie die Nadel Suche im Heuhaufen,aber ich hab nun alles was das Herz begehrt! Zucker,Süssstoff und Milch!"....,platzte Mr.Mancini aufgesetzt erschöpft herein. ,,Wie.... und Gebäck gibt´s keins? Ist ja ein schöner Laden hier"!....,warf Judy genervt ironisch ein. Wieder musste ich schmunzeln. Verlegen räuspernd setzte er sich wieder auf das Sofa und stellte uns seinen "Küchenfund" vor die Nase,um den es mir in Wirklichkeit garnicht ging. Judy hatte Recht,ich wollte nur Zeit schinden....wieso?...,dass wusste ich auch nicht,immerhin ist es Fakt das ich dieses Haus finanziell nicht halten kann,egal wie ich es auch drehe und wende,ich kann und werde es mir auch in Zukunft nicht leisten können! ,,Nun Mrs.Frechette...."....,begann er mit arroganter Stimmlage,griff sich ins Jackett,holte eine silberne Taschenuhr hervor und laß mit müden Augen die Uhrzeit ab. ,,Entschuldigen Sie mich bitte,ich muss einen kurzen Moment an die frische Luft"....blickte schnell zu Judy,die mich mit großen Augen betrachtete und sagte auch ihr,dass ich kurz allein sein müsse. Niemand konterte,ich verließ den Raum.


Nun stehe ich im Nieselregen,auf der letzten Treppenstufe,blicke zum Schultafelgrün-schwarzen 670er Horch,der gegenüber in der Einfahrt thront,sein Senf farbenes Verdeck,sticht zwischen all den dunklen Tannen und den Moosbefallenen Pflastersteinen am Tor,richtig hervor! Eines der wenigen Dinge die mir von Johnny blieben....sein Auto..unser Auto,einst und zu Lebzeiten das Fluchtauto schlechthin,zudem ein absolut eleganter Hingucker,schade das die Produktion ´34 eingestellt wurde! Mir schießt alles durch den Kopf,kreuz und quer..,doch bleibt mein immerwiederkehrender und stets letzter Gedanke: Johnny! Wie wir uns das erste Mal sahen,seine Blicke ließen nicht ab von mir,ich schaute gelegentlich verstohlen und schüchtern rüber,es waren so viele Leute um uns. Er hatte nie offen zugegeben Angst zu haben,erkannt zu werden. Ich an seiner Stelle hätte selbst bei Nacht Beklämmungen die Straße zu betreten,da wär mir doch kein Tanzlokal-Besuch in den Sinn gekommen. Aber ich könnte ja auch nie eine Bank oder sonst irgendwas oder wen überfallen,ich hab viel zu schnell ein schlechtes Gewissen,dass sich sofort mahnend und warnend melden würde,nicht zu vergessen die Angst für immer eingesperrt zu sein,in einer heruntergekommenen,dreckigen Gefängniszelle....unvorstellbar für mich! ,,Du bist süss"!....lächelte mich Johnny wärmend an,als ich ihm erklärte,dass so ein "Gangster-Life" nicht´s für mich wäre. Ich hatte Anfang´s sehr große Zweifel mit einem Mann seines Kalivers eine Beziehung einzugehen,zumal ich zuerst den Eindruck hatte,er wär genau wie viele andere Männer,nur ein abgebrühter,emotionsloser Macho-Proll,der den ganzen Tag nur "Baby,tu dies,tu das,der Papa weiss was gut ist-Sprüche" klopfen kann und anstelle eines Herzes nur ein verkohlter,kalter Ölklumpen in seiner Brust spazieren trägt,aber er bewieß mir doch schnell das Gegenteil und so verliebte mich nicht nur in sein perfektes Aussehen,sondern auch in seinen Charakter,ja auch wenn er Amerika´s größter Verbrecher war,auch wenn er zum Bad-Boy der Nation wurde und auch wenn sich Mädchen aus gutem Hause,was ich einst mal war,nicht mit dieser Art von Männern einlässt,sich ihnen hingibt,weil sich das nicht schickt,sagte man sich. Aber was sollte man tun,wenn man sich genau in solch einen Mann verliebt? Man kann Gefühle nun mal nicht auspusten wie eine Kerze! Böse Zungen und Kritiker wird es ohnehin immer geben,dem kann man nicht entfliehen,doch habe ich so eine unglaubliche Wut in mir,er wollte sich doch ändern,er war doch dabei es sein zu lassen,schlechte Kontakte wurden gebrochen,kriminelle Geschäfte abgelehnt,er entwickelte sich von "Saulus zu Paulus",doch ihr habt ihm keine Chance eingeräumt! Einmal Verbrecher-immer Verbrecher..,nach diesem Prinzip handelt und lebt diese verbohrte Gesellschaft. Aber er hat es ehrlich gemeint,wie er es immer ehrlich gemeint hatte! Ich erinnere mich an unseren ersten Abend,als ich endlich an einem Tisch mit ihm saß und ihn fragte was er macht und wer er sei,antwortete er mir trocken und mit einer unheimlichen Gelassenheit: ,,Mein Name ist John Dillinger und ich raube Banken aus"! Ich dachte ein Schlag würde mich treffen,beinahe verschluckte ich mich am Rotwein,auf den er mich einlud..,er war ein Gentleman! Ich erwiederte hörbar entgeistert,dass er mir auch etwas anderes hätte erzählen können wie z.B.: ,,Mein Name ist Mort Rainey und ich bin Schriftsteller". Er zuckte nur mit den Schultern.., ,,Wieso sollte ich Sie anlügen"? Es war um mich geschehen,er wollte mich,ich wollte ihn! Wir trafen uns heimlich,er hatte mehr Angst um mich,als sich Sorgen darüber zu machen,ob es für ihn überhaupt ein Morgen gab. Er war ein Träumer,ein Abenteurer,er sagte immer wieder: ,,Mach dir keine Sorgen Billie,wir sind zu gut für die,viel zu gut..,schau doch,die müssten überall sein..,dass schaffen die nicht"! Ich muss gestehen,er hat es mir so lange eingeredet,bis meine Zweifel schrumpften,nicht ganz verschwanden,aber kleiner wurden. Trotzdem hörte ich nie ganz auf,dieser warnenden,eindinglichen Stimme in meinem Gehörgang zu lauschen. Wir streiteten oft heftig miteinander,John ist immer sehr temperamentvoll und impulsiv gewesen in seinen Reaktionen,er war leicht reizbar und oft launisch wenn er kam. Ich vermutete immer diese unterdrückten Ängste und die ewige Ungewissheit waren Auslöser,dieser Ausbrüche. Allein da,sieht man doch schon,dass auch er nur ein Mensch war..,ein Mensch mit Gefühl und Emotion! Gefühle und Emotionen,angepiekst wie ein Wespennest,die schnell zur Oberfläche brodelten,wenn alles mal wieder zu viel war. Gerade an seinen letzten Tagen,streiteten wir uns wie die Kesselflicker. ,,Ich streite mich nicht mehr mit dir,Billie! Du weisst das alles anders wird,was willst du eigentlich von mir,ich hab es dir versprochen,Kleines! Hätte ich sonst für das Haus eingewilligt? Denk doch mal nach,alles ist gut und es wird noch besser,nicht´s steht mehr zwischen uns,nur du und ich und unser Kind,Baby..,alles klar?! Und jetzt mach ein anderes Gesicht,am liebsten ein fröhliches"! ,,Du bist so ein Träumer,John..,denk du doch mal nach,es kann immernoch gefährlich für uns werden,jetzt bekommen wir auch noch ein Kind,wie soll denn die Zukunft aussehen,Johnny? Soll ich auf der Rückbank eines 670er Horch´s unser Kind gebären und wir flüchten von Überfall zu Überfall einfach durch die Staaten,wie Bonnie&Clyde"? ,,Naja,wenn es ein Mädchen wird..,Billie ich hab dir bereits mehrfach erklärt damit auf zuhören..,ich höre mit diesem ganzen Scheiss auf,Billie ich hab es geschworen! Aber sollte es ein strammer Junge werden,werde ich ihm alles zeigen was...." ,,Wage es ja nicht weiter zu reden,John Herbert Dillinger! Ich kann mir das nicht mehr anhören,ich gehe! Wenn du zur Besinnung gekommen bist,melde dich bei mir"! So sahen diese Streitereien über die Zukunft,die Existenz und über unser Miteinander nicht selten aus. Mein Gott..,ich kann jetzt noch unsere erhobenen Stimmen hören! Ich bekomme immernoch eine Gänsehaut,die sich über meine gesamte Hautpartie zieht und sich schließlich wieder legt. Wenn ich meine Augen schließe,sehe ich ihn wie er neben mir lag,in unserer ersten gemeinsamen Nacht,die wir in einem seiner Verstecke verbrachten. Ich war schüchtern und zu Beginn etwas ängstlich,zuerst wollte ich wieder gehen,doch dann nahm er mich sanft am Handgelenk,zog mich an sich heran,ganz nah,nahm mein Gesicht in seine warmen Hände,schaute mir tief in meine Augen und sagte mit leiser Stimme: ,,Wenn du mein Mädchen sein willst,darst du nicht einfach weglaufen,ok"!? In seiner leisen Stimme lag eine Sicherheit..,ich kannte niemand vor ihm,der so ein Selbstbewusstsein ausstrahlte wie er. Ich war überrumpelt und gleichzeitig fasziniert,ich konnte nur perplex nicken..,es muss total doof ausgesehen haben,so abgehackt zu bejaen..,wie ferngesteuert. Ich hatte nie Angst vor diesem wundervollen Mann,nur vor der erschreckenden Situation,die ich aber dank ihm für diese wahnsinns Nacht vergessen konnte! Seine brennenden Augen-wenn ich hinein sah,konnte ich die Zukunft sehen,nur besser! Ich sah alles,alles was kommen kann,Positives,erfreuliche Dinge und vergaß trotzdem nicht die schlechten Tage die kommen konnten,schreckliche Schicksale die uns oder einen von uns ereilen könnten,aber seine Augen schafften es,dass ich weiter lächelte,es nicht schwer nahm,was vielleicht,eventuell irgendwann mal sein könnte,ich blickte weiter,ohne Panik und Furcht,es fühlte sich nach einem weichen Auffangtuch an,dass mich egal wie lange und tief der Fall sein würde,behutsam auffängt und mich Bomben fest stützt,fest wie das Netz einer Spinne! Diese Wangen..,seine Wangen-Cherokee Wangen,mit denen man ohne Probleme Briefe aufschlitzen könnte,sie betonten seine perfekten Gesichtszüge und unterstützten seine markante Männlichkeit,sowie seinen interessanten Mund,der aussah als wäre er mit dem feinsten Pinsel der Welt gezeichnet worden! Sein volles,dunkles Haar,gepflegt und ordentlich gescheitelt,wie es in den 30ern so üblich ist. Ein Mann mit "Profil"! Ich war so vernarrt in seine kleinen Markel und Schönheitsfehler,sodass ich ihn Tag und Nacht nur ansehen wollte! Seine Art und Weiße,sein Handeln und sein Tun-in privater Hinsicht,wurden von mir respektvoll und mit Liebe geschätzt,weil sie mich mit rissen,mit rissen in seine Welt zu ihm,ganz nah zu ihm. Ich teilte viele seiner Meinungen,aber nicht alle! Liebte lange,offene Gespräche und fesselnde Diskussionen,seine treffenden Sätze,klare ehrliche Worte,die alles auf den Punkt brachten,kompliziert Gedachtes simpel werden zu lassen,aber auch mal fünf gerade stehen lassen zu können,hinweg sehen können,ohne Angst haben zu müssen Dinge die von Wichtigkeit zeugten komplett aus den Augen zu verlieren. Ich liebte es,ihn mir überall in allen Situationen vorzustellen,ohne enttäuscht worden zu sein,ohne das mir meine eigenen Gedanken einen Strich duch die Rechnung machten. Ich liebte das er immer aussah als hätte er etwas Besseres zu tun,wenn er "geschäftlich" weg musste,oder wir unfreiwillig irgendwo sein mussten,ohne das es arrogant wirkte. Aber eines seiner "Talente" liebte ich von ganzem Herzen und hasste es wiederrum mit meinem ganzen Verstand: Sein "Talent" mich mit ihm fallen lassen zu können,seine Überzeugung die er auf mich übertrug,mit dem ständig neben uns her schwebenden Motto: ,,Man lebt nur einmal-Wir haben heute viel zu viel Spaß,da denken wir nicht an Morgen"! Mich mit in seinen Bann ziehen zu lassen,mir mal keine Gedanken um "Sell-und Jenes" gemacht zu haben,fern der Realität,als hielte man sich in einem selbstkreierten Land auf,mit Begleitern wie Peter Pan mit Alice und dem verrückten Hutmacher,links und rechts an meiner Seite. Ich konnte mich mit ihm ins Gras einer großen,grünen Wiese fallen lassen und einfach nur da liegen-lachen wenn man lachen wollte,weinen-wenn man weinen wollte. Wir saßen so manche Nacht auf verlassenen Feldern,schauten in die Sterne,schmiedeten dabei wunderschöne Pläne und träumten vor uns hin. Mit dem Mann,bei dem mir alles andere gleichgültig wurde,mit dem ich in Sonntagskleidern in einen Algen verschmutzten Weiher gerannt wäre,oder eine rasante Autofahrt in der Nähe einiger Klippen und Abhänge gewagt hätte. Er brachte mich dazu plötzlich Dinge aus voller Überzeugung zu mögen,fast schon zu lieben,die ich früher abgewunken hätte,ich entdeckte ganz neue Fassetten an mir,Fassetten,Dinge die er mir näher brachte,eine Bereicherung-kein Zwang! Ich liebte seine Art sich gekonnt durchsetzen zu können,ohne das es mir gegenüber rücksichtslos erschien. Ich liebte auch seine liebevollen und witzigen Erklärungen und wie er sich dabei so ernst nahm,er philosophierte mir z.B. öfter´s folgendes vor: ,,Es gibt keine Alltags-Routine,deshalb wird sie uns auch nie einholen können und uns daher nicht aus den Ohren sprudeln,mein lieber Schatz! Man darf niemals alles selbstverständlich aussehen lassen,keinen Alltag entstehen lassen,keine Routine erschaffen,dass wäre der einzig wahre Beziehungsmörder"!....,dabei sprang er wie gestochen im Raum umher,ich musste immer lachen,wenn ich ihm dabei zusah. ,,Es gibt einen Killer und einen Mörder-der Killer ist die Situation,die durch Zulassens des Alltag´s entsteht und die Mörder sind wir,die es so weit kommen lassen und diesem genug Spielraum geben um sich auf leisen Sohlen zwischen uns zu drängen um sich so breit zu machen,bis wir immer weiter auseinander rücken"! Auch das liebte ich an ihm,seine Sicht auf die Dinge und wie er es anderen erklärte-unbezahlbar wenn man die Mienen anderer dabei ansah,während sich mein Schatz artikulierte,ohne das es lächerlich wirkte,er überraschte nur und das gefiel mir. Ich höre wie das teure Geschirr meiner Urgroßmutter an der Türe zerschellt,als ich es ihm nach einem Streit nach warf,ich werde für immer beim ein atmen seinen Duft in der Nase behalten "Pour un Homme de Caron". Ich werde nie vergessen wie er mich zu den Klängen von Glenn Miller´s "In the Moon" über die Tanzfläche wirbelte,wir hatten reichlich getrunken,unten am Hafen,bei den Dock´s gab es ein vornehmes Tanzlokal,dass wir so oft es ging besuchten. Johnny hatte immer Anlass zu feiern,auch wenn es keinen gab,es wurde gefeiert. Unser erster Tanz war allerdings "Bye bye Blackbird" von Mort Dixon. Wenn ich über diese ganze magische und wunderbare Zeit nachdenke,mir die Tränen in Strömen meine Wangen hinunter laufen und ich die erste Strophe von "Blackbird" vor mich hin summe,weiss ich das ich diese fantastischen Dinge nie wieder so erleben werde,mich aber niemals irgendjemand um diese Erinnerungen berauben kann und ich sie mit meinen Kindern in ein paar Jahren teilen werde....,nicht alles,aber vieles,vorallem die Wahrheit!



Der Regen wurde stärker,ich stehe immernoch auf der gleichen Stelle,ich gruschtelte eine meiner "Not-Zigaretten" aus meiner Tasche und zündete sie an....,eine Welle der Entspannung überrollte mich,gleich nach dem ersten Lungenzug. ,,Bist du des Wahnsinn´s"? Völlig erschrocken wirbelte ich herum und sah direkt in das verärgerte Gesicht von Judy. Bevor ich mich überhaupt verteidigen konnte,nahm sie mir mit einer flinken Handbewegung den glühenden Glimmstängel ab,führte ihn zu ihrem Mund,zog tief an ihm,schmiss die Kippe zu Boden und zertrat sie,dabei schaute sie mir die ganze Zeit fest in die Augen. Für ca. eine Minute war komplette Funkstille,wir sahen uns nur an,dann ging alles so schnell,ich merkte das meine Gefühle,die Gedanken an Johnny nicht mehr im innersten,in meinem Herz,auf meiner Seele bleiben wollten,ich konnte sie nicht mehr aufhalten,sie wurden stärker,drückten sich nun penetrant nach vorne,Tränen schossen in meine Augen,ich zitterte,mir wurde schwindelig. ,,Judy,ich kann nicht mehr,ich kann´s einfach nicht mehr"!....,flüsterte ich. Mein Körper drohte zu fallen..,ich brach zusammen,sie fing mich auf,beruhigte mich. Ich schrie beim weinen,aber es war mir egal,sollte Mancini es mitkriegen,von mir aus der ganze Wald. Aus mir brach alles heraus,was ich seit John´s Tod mit mir herum trug,der Knoten war geplatzt,der Staudamm gefallen. Es tat so gut,wir sackten zusammen runter auf eine der Treppenstufen,Judy hielt mich einfach nur im Arm und half mir,indem sie schwieg und mir einfach kein Taschentuch jetzt anbot! An dieser Stelle möchte ich anmerken,Judy ist wie die große,ältere Schwester die ich nie hatte,gleichzeitig aber auch wie eine zweite Mutter,sie weiss immer was zu tun ist,egal in welcher Situation,man kann mit ihr über alles reden und wenn es noch so absurd wäre,sie steht Bomben fest hinter mir und lässt mich nie im Stich,sie verteidigte mich sogar vor Polizei-und FBI Beamten,sie hat nie Angst ihre Meinung zu äußern und zeigt mir wo sie nur kann,dass ich ihre allerbeste Freundin bin,dafür bin ich ihr dankbar bis an mein Lebensende! ,,Ich lass es nicht weiter zu,dass dir so weh getan wird,gerade jetzt wo du in anderen Umständen bist,Billie"! ,,Er hat dir heute sehr weh getan,stimmt´s Billie,dass hat er"! Judy zeigte energisch mit dem Finger zur Tür,wo bereits Mr.Mancini ganz verunsichert hinter der Fliegengittertür stand. ,,Ich werde nicht länger zusehen wie du fertig gemacht wirst und sie dich alle zu Grunde richten"! Mit diesen Worten sprang sie auf und lief langsam auf Mr.Mancini zu,ich sah wie sie ohne hin zu sehen etwas glänzendes aus ihrer Tasche hervor holte. Ich verrenkte mich um sehen zu können,was sie da in der Hand hielt und auf ihn zu ging. Ich erschrak innerlich..,Judy richtete einen Mini Colt auf Mr. Mancini. Mr. Mancini war Starr vor Angst,blieb wie angewurzelt stehen und bewegte sich zuerst nicht als Judy nah genug bei ihm stand und die Fliegengittertür öffnete. Sie säuselte so etwas wie: ,,Na du machst es mir heute aber einfach"!....,in diesem Moment drehte sich Mr.Mancini ruckartig um,ich schätze um fix in den Flur zurück zu gelangen,sodass er die Eingangstür verschließen konnte um sich in Sicherheit zu bringen....,doch er war nicht schnell genug..,ich schreckte durch den lauten Knall erneut hoch. Dann war nur Stille....,ich hörte wie die Raben laut kreischend und krächzend aus den Baumkronen flatterten und das Weite suchten und öffnete erst wenige Sekunden später wieder meine Augen. Ich sah von hinten Judy an,die langsam ihre Waffe senkte,aber immernoch mit finsterem Gesicht auf Mr.Mancini starrte. Mit zittrigen Knien stand ich auf,zögerlich näherte ich mich zur Tür um mich zu vergewissern das sie wirklich auf ihn geschossen hatte. Da lag er..,Genickschuss..,er war sofort tot,dass Blut lief über seinen hellen Anzug,den Rücken hinunter. Das war das erste Mal das vor meinen Augen ein Mensch getötet wurde,ich wusste nicht wie ich mich verhalten sollte. ,,Wir müssen ihn hier weg schaffen,Judy..und wenn das auch noch einer gehört hat"?....,brachte ich hervor,erschrocken über meine eigene Abgebrühtheit! ,,Wir sind hier mittem im Wald Billie,ausser die Vögel und ein paar Eichhörnchen hat keiner was mitbekommen,dass versichere ich dir..,wir laufen einfach ein Stück den Wald rein und vergraben ihn irgendwo unter dem nassen Laub"! ,,Judy..,ich..,ich weiss nicht,meinst du...." ....,stammelte ich,blickte auf den Leichnam hinunter und schüttelte ungläubig den Kopf. ,,Ja,meine ich! Billie wir müssen,oder meinst du ich gehe wegen so einem Scheiss hier zurück nach Lima Ohio"? Ich dachte kurz über ihre Worte nach,mir fiel sofort das Gefängnis ein. ,,Los,packen wir´s an"! Entgegnete ich ihr entschlossen und bückte mich zu Mr.Mancini´s Leiche.


Nach ca. zwei Stunden war die Sache erledigt,wir fuhren zu ihr und mir nachhause,holten unser Hab und Gut und brausten mit guter Geschwindigkeit zurück zum Waldhaus. Wir bogen in die Einfahrt,hielten,luden alles nacheinander aus,schleppten es in´s Haus und setzten uns eine Weile. Wir sprachen kein Wort mehr über das Geschehene,bis Judy plötzlich anfing: ,,Du Billie,ich habe bis auf den heutigen Tag noch nie jemanden umgelegt....,aber ich hatte es seit mein Bruder ermordet wurde vor"! ,,Den Kerl da....,also Mancini"?....,entgegnete ich spöttischer als ich eigentlich wollte. ,,Nein Mancini war nur Zufall..,ein ungeplanter Zwischenfall,ach ein Unfall eben!..,Billie hör zu,er war einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort,ok?!..,ich redete aber von Anna,Anna Sage"! ,,Anna Sage"....,wiederholte ich den Namen und schaute rüber zu Judy,die mir gegenüber saß. Judy ballte ihr Hände zu Fäusten,stellte ihre großen dunklen Augen und sagte leise,kaum hörbar: ,,Ja,Anna Sage..,sie hat John auf dem Gewissen..,bald werde ich sie auf dem Gewissen haben"! Judy nickte dabei unaufhörlich und starrte auf den Boden.


Tage vergingen,dass Wetter wurde schöner,die Vögel pfiffen ihre Lieder und am 16.April 1935 war es dann soweit,ich bekam Wehen. Ich hatte noch nie in meinem Leben solche Schmerzen! Ich entband am späten Abend etwa gegen 22.30Uhr,in unserem Haus ein kerngesundes Zwillingspäärchen. Zuerst kam mein kleiner Junge und dann,eine halbe Minute später presste ich Schweiß gebadet,mit allerletzter Kraft ein wunderschönes Mädchen heraus. Als ich meinen ganzen Stolz schließlich im Arm hielt,waren die Höllenqualen die ich vorher durchlitt,wie weggeblasen. Ich erkannte sofort die Ähnlichkeiten,die sie von ihrem Vater hatten und malte mir aus,wie glücklich er doch gewesen wäre..,ach wär er doch nur hier! Die beiden schrien wie am Spieß,Judy war die wohl stolzeste Tante in ganz Amerika und ich schlief schließlich völlig erschöpft ein.

Eine ganze Weile war vergangen,aus den Baby´s wurden Kleinkinder,liebe,brave und hilfsbereite Kinder..,Mama´s ganzer Stolz! Die Kinder wurden früh zur Selbstständigkeit erzogen,sie wussten was Recht ist und was nicht,was man darf und was man besser sein ließ. Sie halfen viel im Haushalt mit,so wie es sich zur damaligen Zeit gehörte,für eine anständige und ordentliche Familie. Ich achtete auf meine beiden Schätze,als wären sie meine Augäpfel,ich war ständig in Sorge um ihre Zukunft....,was für eine Zukunft werden Kinder eines Staatsverbrecher´s wohl haben,der Nachname genügt doch schon,keiner wird ihnen eine faire Chance geben,genauso wenig wie sie Johnny eine gegeben haben. Und was für eine Chance hatte ich denn,wer wollte mich denn....,wer zum Teufel wollte mich denn jetzt noch haben? Wer nimmt denn eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern?Sowas wird in der Gesellschaft nicht geduldet,sowas gibt´s nicht,dass darf es nicht geben,ich weiss nicht mehr weiter....! Mir ging es immer schlechter,ich verlor Stück für Stück immer mehr den Halt,ich feierte oft Nächte lang mit Judy ausser Haus,ließ meine Kinder alleine,weil ich irgendwann in meinem Wahn annahm,sie würden alleine zurecht kommen,nur weil sie schon groß genug waren nach dem Abwasch, dass Geschirr in die Schränke zurück zu räumen,ertränkte meine Trauer immer mehr im Alkohol,mutierte zur Kettenraucherin und experimentierte mit allem möglichen. Tourte durch fragwürdige Kneipen,Bub´s und Bar´s und kümmerte mich immer weniger um meinen Ruf,scheiss doch drauf was die Leute denken,schlechter oder schlimmer wie jetzt wird es sowieso nicht mehr! Ende des Jahres,kurz vor Weihnachten,legten wir Anna Sage um,wir ließen sie verschwinden und verwischten alle Spuren so gut es ging!



Drei Monate nach dem 6. Geburtstag ihrer Kinder,hielt Billie ihrem Doppelleben nicht mehr Stand,sie schoss sich am Morgen des 22.Juli´s 1941 , im Alter von 34 Jahren eine Kugel durch den Kopf.
Am 22.Juli 1934 wurde John Dillinger vom FBI,nach Verlassen eines Kino´s,aufgrund Verrat´s von hinten erschossen.

Man fand im Haus einen Brief mit den Zeilen:

,,Mein Name ist Mary Evelyn ,,Billie" Frechette-Dillinger,
in Liebe hinterlasse ich zwei gesunde Kinder,sie sind mein ganzer Stolz!
Unseren strammen Jacob Louis ,,Johnny" Dillinger,sowie unsere wunderhübsche Tochter Mary Labell ,,Belly" Dillinger.

Judy,ich bin dir auf ewig zu Dank verpflichtet! ,,Crime does not pay Show"!

Und zu guter Letzt,mein geliebter John,ich werde bald bei dir sein,ich hoffe du empfängst mich am Himmelstor!

Billie



(Quelle:Tumblr)
nach oben springen


Besucher
0 Mitglieder und 3 Gäste sind Online

Forum Statistiken
Das Forum hat 376 Themen und 27976 Beiträge.

Heute waren 0 Mitglieder Online:


Besucherrekord: 617 Benutzer (31.08.2014 21:44).